Das "Keiros"-Prinzip

Keiros (griechisch Καιρός), ein philosophischer Begriff der alten Griechen, ist über "keiro" (abschneiden) mit "krinein" verwandt, was soviel bedeutet wie trennen, unterscheiden, aber auch entscheiden oder ein Urteil fällen. Das Substantiv dazu heißt "krisis". Die "krisis" ist die Trennung, der Einschnitt, bedeutet aber auch Entscheidung eines Wettkampfes, eines Streites, auch eines Rechtsstreites.

 

Keiros oder Kairos sind in ihrer temporalen Bedeutung eine Krise der Zeit, durch sie werden die Zeiten unterschieden. Der Pfeil des Pandaros (ein Heerführer im trojanischen Krieg) unterscheidet Friedenszeit und Kriegszeit, er entscheidet über Krieg und Frieden und scheidet damit Chronos (die quantitative Zeit) in zwei Hälften, die Vergangenheit und die Zukunft.

 

Weil Keiros die Gegenwart, die Mitte der Zeiten ist, wird sie zum "kriterion" und "metrion" der Zeit. Sie misst die Zeitspanne hinsichtlich ihrer Qualität, ist das Maß, und daher selbst nicht messbar. Jeder Mensch weiß, dass es nicht unendlich viele Gelegenheiten gibt, etwas zu tun und, dass nicht alle Gelegenheiten gleich gut sind, sondern dass man eben die richtige, die Keiros-Gelegenheit finden muss.

 

Keiros ist somit die Qualität der Zeit, der richtige Moment, der gelungene Augenblick. Und genau um dieses Keiros-Prinzip geht es mir in Beratung und Therapie.

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