Konstruktivismus

"Information is a difference that makes a difference", war einer der bekannten Sätze Gregory Batesons, des Mitbegründers der Palo-Alto-Schule, bei der auch der Villacher Paul Watzlawick mitgewirkt hat. Neben Heidelberg und Mailand eine der drei großen systemischen Schulen, die auf den kybernetischen Forschungen von Heinz von Förster und Ernst von Glasersfeld, die ich persönlich kennenlernen durfte, aufbauen. 


Der Radikale Konstruktivismus ist eine Position der Erkenntnistheorie, die besagt, dass eine Wahrnehmung kein Abbild einer bewußtseinsunabhängigen Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv. Darin besteht die Radikalität (Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.

 

Als Begründer des radikalen Konstruktivismus gilt Ernst von Glasersfeld. Nach Glasersfeld ist das Kernproblem der abendländischen Epistemologie: „Erkennen zu wollen, was außerhalb der Erlebniswelt liegt.“ Dieses Problem ist nach dem radikalen Konstruktivismus nicht zu lösen, sondern zu umgehen; Anregungen dazu hatte Glasersfeld in den Arbeiten des Entwicklungspsychologen und Epistemologen Jean Piaget gefunden: Schon Piaget habe erklärt, „dass die kognitiven Strukturen, die wir ‚Wissen‘ nennen, nicht als ‚Kopie der Wirklichkeit‘ verstanden werden dürfen, sondern vielmehr als Ergebnis der Anpassung.“ 

 

Dem radikalen Konstruktivismus werden auch der Biophysiker und Kybernetiker Heinz von Foerster und die Neurobiologen Humberto Maturana und Francisco Varela zugerechnet, auch wenn die beiden Letzteren nicht als Konstruktivisten bezeichnet werden möchten. Maturana und Varela entwickelten das Konzept der Autopoiesis, das auch in geistes- und sozialwissenschaftliche Bereiche ausstrahlte, z. B. in den 1980er Jahren in die soziologische Systemtheorie von Niklas Luhmann. Heinz von Foerster formulierte eine kybernetische Epistemologie, d. h. eine Theorie des Wissenserwerbs auf der Grundlage der Kybernetik.

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